Friedhofslager

Das Berliner „Friedhofslager“ – Geschichte und Entwicklung

Von 1943-1945 betrieb die Evangelische Kirche auf dem Friedhof der  Jerusalems- und Neue Kirchengemeinde an der Neuköllner Hermannstraße das Berliner „Friedhofslager“ , in dem über hundert „Ostarbeiter“ aus der besetzten Sowjetunion leben und arbeiten mussten. Es war das einzige Lager in ganz Deutschland, das von der Kirche geplant, finanziert und betrieben wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet das Lager für  mehr als fünf Jahrzehnte in Vergessenheit.

Kontakt:„Verein zum Erhalt der Gedenkstätte für das NS-Zwangsarbeiterlager Berliner Kirchengemeinden“

c/o ELAB Bethaniendamm 29   10997 Berlin

Mail: info@kirchliches-zwangsarbeiterlager.de

Spenden für die Erinnerungsarbeit und den Erhalt der Gedenkstätte: IBAN: DE94 3506 0190 1567 4240 29

Siehe auch: https://www.neukoelln-evangelisch.de/handeln-helfen/zwangsarbeiterlager-hermannstrasse

 

 

Schuldbekenntnis 2000

Angestoßen durch die öffentliche Diskussion um die Entschädigung von Zwangsarbeitern, begann die Evangelische Kirche in Deutschland im Jahr 2000 mit der Aufarbeitung ihrer eigenen Verstrickung in das NS- System der Zwangsarbeit. Neben dem Tagesspiegel und der FAZ griffen  weitere Zeitungen das Thema „Zwangsarbeit für die Kirche“ auf.

Pressespiegel vom 12.07.2000 .

Landesbischof Wolfgang Huber (…) in seiner Bußtagspredigt in der Marienkirche Berlin im Jahr 2000:
„ … Am Buß- und Bettag 2000 verpflichten wir uns dazu, dem Schicksal der Zwangsarbeiter nachzugehen. Wir wollen damit nicht aufhören, bis die Überlebenden Wiedergutmachung erfahren. Wir sagen es zu uns selbst, aber wir sagen es auch in die Öffentlichkeit: Die Zeit drängt. An jedem Tag sterben ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Die Schuld daran, dass sie zur Arbeit gezwungen wurden, trugen unsere Väter und Mütter. Die Verantwortung dafür, das uns Mögliche zur Wiedergutmachung zu tun, liegt bei uns. Vor dieser Verantwortung versagen wir an jedem Tag, den die Wiedergutmachung weiter hinausgeschoben wird. Es gibt nicht nur eine erste, es gibt auch eine zweite Schuld.“

Bischof Hubers Bußtagspredigt – Auszug (PDF Dokument)

Die Berlin-Brandenburgische Landeskirche beschloss, nach ehemaligen Zwangsarbeitern aus dem Lager zu suchen.

Nachdem im Jahre 2001 die ersten ehemaligen Zwangsarbeiter aus dem „Friedhofslager“ in der Ukraine gefunden waren, bildete sich eine neue Arbeitsgemeinschaft. In dieser AG schlossen sich jene Gemeinden zusammen, die 1942-1945 Zwangsarbeiter aus dem „Friedhofslager“ als Totengräber eingesetzt hatten.

Das wesentliche Anliegen der Arbeitsgemeinschaft  bestand darin,  persönlich in Kontakt zu ehemaligen Zwangsarbeitern zu treten und sie um Vergebung zu bitten.

Die evangelische Kirche bekannte ihre Schuld und beteiligte sich mit 10 Millionen DM am Fonds der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. (https://www.stiftung-evz.de/)

Arbeitsgemeinschaft NS-Zwangsarbeit Berliner Evangelischer Kirchengemeinden

Die Arbeitsgemeinschaft realisierte verschiedene Projekte:

  • Einrichtung einer Gedenkstätte für kirchliche Zwangsarbeiter (2002)
  • jährliche Gedenkfeiern am Volkstrauertag
  • Veröffentlichung eines Lagertagebuchs im Jahre 2005
  • Einladung eines ehemaligen Zwangsarbeiters nach Berlin (2005)
  • Besuch einer Schülergruppe bei einem ehemaligen Zwangsarbeiter in der Ukraine 2008
  • Dokumentation des Besuchs in einem DVD-Film (2008)
  • Erstellung einer Medienliste zum Thema Zwangsarbeit
  • Erweiterung der Gedenkstätte um einen Informationspavillon (2010)